23. Mai 2024
André Bucher (50), Bereichsleiter für ICT und digitale Transformation der Gemeinde Ebikon, verantwortet die Datensicherheit und die Weiterentwicklung der ICT-Infrastruktur. Im Gespräch erörtert er aktuelle digitale Herausforderungen und Projekte der Gemeinde.
Gemeinden brüsten sich gerne damit, digital zu sein. Wie steht es um die Digitalisierung in Ebikon?
André Bucher: Unsere Systeme zur Datenverwaltung und -verarbeitung sind auf einem modernen Standard. Ich nenne als Beispiele unseren elektronischen Rechnungsprozess oder die digitale Zeiterfassung per Smartphone. Weiter nutzen unsere Mitarbeitenden Notebooks, was ein flexibles und sicheres Arbeiten an unterschiedlichen Standorten ermöglicht. Zugriff haben sie über eine verschlüsselte Verbindung und eine mehrfache Identitätsprüfung.
Sicherheit ist im öffentlichen Sektor besonders wichtig.
Bucher: Definitiv, weil wir mit sensiblen Daten arbeiten. Ein gutes Beispiel sind Informationen über Personen, die finanzielle Unterstützung erhalten. Um eine möglichst grosse Sicherheit zu garantieren, kooperieren wir mit IT-Firmen, die nach Schweizer ISO-Standards zertifiziert sind.
Inwiefern?
Bucher: Alle sinnvollen Massnahmen, die technisch möglich sind, setzen wir um. Ein Restrisiko besteht aber immer. Um dieses zu minimieren, schulen und sensibilisieren wir unsere Mitarbeitenden laufend.
Was für Projekte stehen aktuell auf Ihrer To-do-Liste?
Bucher: Wir führen eine neue Telefonie-Lösung ein, die Vorteile bringt. Wir verabschieden uns von den klassischen Apparaten und setzen künftig einzig auf Headsets. Diese neue Technologielösung zeichnet sich durch Einfachheit, Modernität und Flexibilität aus. Das spart Kosten und Zeit. Alle Mitarbeitenden sind über die Geschäftsnummer auf ihrem Smartphone erreichbar. Zudem erweitern wir für den neuen Einwohnerrat unsere Softwareapplikationen. Das Ziel: möglichst wenig Papier, unkomplizierte Prozesse und eine einheitliche Datenablage. Weiter verfolgen wir aktiv die Entwicklung von künstlicher Intelligenz (KI) im öffentlichen Sektor.
Braucht es für die Gemeinde KI-Systeme?
Bucher: Wir sehen ein grosses Potenzial und begrüssen digitale Technologien, die öffentliche Dienstleistungen vereinfachen. Letztlich sollte die digitale Transformation nicht nur den Mitarbeitenden helfen, sondern vor allem auch öffentliche Dienstleistungen vereinfachen. Sicher möchten wir den Kundenkontakt am Schalter in ferner Zukunft beibehalten, jedoch sollen Einwohnerinnen und Einwohner zusätzliche Möglichkeiten haben, Dienstleistungen bequem und unabhängig der Schalter-Öffnungszeiten durchzuführen, was bei diversen Anliegen schon heute möglich ist.
Wie modern ist Ebikon im Vergleich zu anderen Luzerner Gemeinden?
Bucher: Wir sind auf einem aktuellen Stand und tauschen uns regelmässig mit den K5-Gemeinden Kriens, Luzern, Emmen und Horw aus. Unser Ziel ist es, Erfahrungen auszutauschen und Synergien zu nutzen. Ein Beispiel dafür ist, dass wir bei der Einführung des Einwohnerrats von dem digitalen Wissen aus Emmen und Kriens profitieren können. Künftig wollen wir verstärkt auch gemeinsam digitale Projekte durchführen, um Kosten zu sparen.
Wo sehen Sie die Gemeinde Ebikon aus Sicht der digitalen Transformation in fünf Jahren?
Bucher: Dann können Einwohnerinnen und Einwohner sicher mehr Dienstleistungen online abwickeln. Eine konkrete Antwort auf diese Frage fällt mir jedoch sehr schwer, da die Entwicklung auf dem Markt sehr schnell stattfindet. Es ist erst gut 20 Jahre her, als die Gemeinde die ersten E-Mail-Adressen einführte (siehe Box Erstmals im Netz).
Erstmals im Netz
Aus dem Archiv der Gemeinde Ebikon geht hervor, dass die Verwaltung seit Mitte Februar 2000 über einen Internetzugang verfügt. Im selben Jahr hatten die ersten Mitarbeitenden die Möglichkeit, eine Email-Adresse zu beantragen. Diese wurden schriftlich darauf hingewiesen, dass während ihrer Arbeitszeit das Outlook geöffnet bleiben muss, «damit ankommende Emails angezeigt werden und diese nicht ungelesen im PC verstauben.»